Nordfriesisch für alle und überall – technologischer Sprung für Minderheitensprache durch KI 

Die Ferring Stiftung in Alkersum auf Föhr hat mit Hilfe von maschinellem Lernen ein eigenes Übersetzungsprogramm für das Föhrer Friesisch (Fering) entwickelt, das von ca. 3.000 Menschen auf der Nordseeinsel gesprochen wird. Die Sprachwissenschaftler Robert Kleih und Hauke Heyen von der Ferring Stiftung sind sich sicher: Die Zukunft von Minderheitensprachen liegt im digitalen Bereich.

Am 03.04.2025 wird das Online-Übersetzungstool Fering Auersaater (Deutsch: Friesisch Übersetzer) nach ca. 18-monatiger Entwicklungszeit gelauncht. Dann wird es möglich sein, ganze Sätze und kurze Textpassagen aus dem Deutschen oder Englischen ins Friesische zu übersetzen (und umgekehrt). Dieses Tool ist kostenfrei abrufbar. Was für große Sprachen längst Standard ist, wird jetzt auch für das Nordfriesische möglich: Online einen Text einzugeben und einfach übersetzen zu lassen. Sprecher:innen der Minderheitensprache Nordfriesisch stehen so erstmals digitale Werkzeuge für ihre Sprache zur Verfügung. Es ist nicht nur für ihren eigenen Alltag eine Erleichterung, sondern auch für die Menschen um sie herum, die kein Friesisch sprechen. Und vor allem ist es ein großer technologischer Fortschritt, der einzigartig ist für eine solch kleine Sprachgemeinschaft.

»Dieses Projekt war eigentlich die Vision von Eda Paulsen, deren Großvater die Ferring Stiftung gegründet hat. Jetzt ist sie selbst Vorstandsmitglied und wollte dieses Übersetzungstool schaffen, um Fering (Föhrer Friesisch) am Leben zu erhalten. Wir wollten von Anfang an ein Programm entwickeln, das frei zugänglich ist und ein Spracherlebnis mit Fering ermöglicht – eines, das allen Interessierten offen steht, weshalb wir neben Deutsch auch Englisch aufgenommen haben. Wir hoffen, dass der Auersaater die digitale Verbreitung des Föhrer Friesischen maßgeblich fördern wird«, sagt Robert Kleih, Vorstand der Ferring Stiftung.

Das Programm lässt sich mit etablierten Sprachübersetzungsprogrammen wie beispielsweise Google Translate oder DeepL vergleichen. Im Verhältnis zu Großsprachen verfügt Nordfriesisch jedoch kaum über digitale sprachliche Ressourcen, auf die für die Entwicklung hätte zurückgegriffen werden können. 

Der Projektkoordinator des Fering Auersaater, Hauke Heyen, ergänzt dazu: »Es gab kaum bestehende digitale Textsammlungen, an denen wir uns bedienen konnten. Wir mussten bei null beginnen und haben im Team u.a. mehrere tausend Sätze manuell übersetzt. Diese haben wir zusammen mit bestehenden Texten und Wörterbucheinträgen zusammengetragen. So wurde erst einmal die Arbeitsgrundlage für dieses digitale Großprojekt geschaffen.« Bei der Programmierung des Onlineübersetzers wurde auf das Projekt No Language Left Behind von Meta AI gesetzt (https://ai.meta.com/research/no-language-left-behind/de), womit ein bereits entwickeltes Sprachmodell um die nötigen friesischen Kompetenzen erweitert werden konnte.

Am 03. April 2025 um 17:00 Uhr (MEZ) wird es nun so weit sein, dass die Seite www.auersaater.de freigeschaltet und mit einer Livestream-Präsentation gefeiert wird.

Weitere Einzelheiten:

Kontakt und Pressemitteilung der Ferring Stiftung