Interfriesischer Kongress auf Sylt – Arno Ulrichs zum neuen Präsidenten gewählt
Die Friesen wollen ihre Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg ausbauen und sich stärker in Europa einbringen. Das ist eine der wesentlichen Schlussfolgerungen des Friesenkongresses, der jetzt auf Sylt stattfand. Der Kongress stand unter dem Motto „Guter Freund komm herein“ (auf Sylter Friesisch „Gur Frinj kum iin!“).
Veranstalter der Friesenkongresse, die im dreijährlichen Turnus einberufen werden, ist der Interfriesische Rat. Der Interfriesische Rat ist ein Zusammenschluss der drei Friesenratssektionen aus Nord-, Ost- und Westfriesland. Maßgeblich vorbereitet wurde der Kongress von der vor 14 Tagen plötzlich verstorbenen Präsidentin Ilse Johanna Christiansen aus Nordfriesland. Der Kongress gedachte ihr in einer Schweigeminute.
Begrüßt wurden die gut 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der stellvertretenden Landtagspräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Eva von Kalben. In der anschließenden Mitgliederversammlung wurde der Staffelstab beim Vorsitz des Interfriesischen Rates turnusgemäß von der Sektion Nord an die Sektion Ost weitergereicht. Arno Ulrichs, Vorsitzender der Sektion Ost, wird als Präsident für die nächsten drei Jahre den Interfriesischen Rat leiten. Ulrichs kündigte in seiner Antrittsrede an, die Außenwirkung des Interfriesischen Rates zu erhöhen. Der Interfriesiscbe Rat will zudem die Erfahrungen und Kenntnisse seiner länderübergreifenden Arbeit verstärkt in die europäische Ebene einbringen.
Die inhaltliche Arbeit des Kongresses begann mit einem Festvortrag von Professor Thomas Steensen zur Geschichte des Interfriesischen Rates. Es folgten weitere Vorträge u.a. von Dr. Christoph Schmidt vom Nordfriesischen Institut), von Professor Nils Langer von der Europa Universität Flensburg sowie von Professor Martin Klatt vom European Centre for Minority Issues. Unter Leitung von Hanna Schnittger wurde in einem Workshop zudem ein interfriesischer Chor etabliert.
In einer einstimmig angenommenen Resolution verurteilten die Delegierten des Interfriesischen Rates die „kürzlich in Kampen auf Sylt skandierten ausländerfeindlichen Party-Parolen .“ Die Friesen sehen darin eine besorgniserregende Entwicklung. „Ausländerfeindliche und ultra-nationalistische Parolen“ dürften gerade auch auf Sylt keinen Platz haben, „wo neben der deutschen seit jeher auch die friesische Sprache und Kultur zu Hause ist“. Rechtsextremes Gedankengut richte sich erfahrungsgemäß „gegen die Rechte autochthoner Minderheiten und Volksgruppen. Auch dieser Gefahr gilt es vorzubeugen.“
Der Kongress schloss mit einem friesischen Gottesdienst in der Kirche St. Severin zu Keitum. Für das nächste Jahr lädt der Interfriesische Rat wieder zum traditionellen „Friesendroapen“ (Friesentreffen) auf Helgoland ein (Ende Mai). Außerdem soll zum 100jährigen Jubiläum an den ersten Friesenkongress erinnert werden, der 1925 in Jever stattfand.
Bildunterschrift: Sie bilden den neuen Vorstand des Interfriesischen Rats (von links nach rechts): Jan Dijkstra (Westfriesland, erster stellv. Vorsitzender), Dieter Baumann (Ostfriesland, Schatzmeister), Arno Ulrichs (Ostfriesland, Präsident), Heinrich Bahnsen (Nordfriesland, zweiter stellvertr. Vorsitzender), Saapke Miedema (Westfriesland, Beisitzerin) und Gudrun Fuchs (Nordfriesland, Schriftführerin). Bild: privat